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Pandemie

Viruskarten und Apps sollen gegen Corona helfen

Die Nacht war kurz für James Daniell. Als alles um ihn herum schlief, fing der 36-jährige Australier an, Daten im Netz zu sammeln. Kurz vor drei Uhr war dann die Grafik der aktuellen Coronavirus-Ausbreitung im Südwesten fertig. Daniell ist Geschäftsführer des Start-ups Risklayer, dessen Karte die BNN exklusiv ihren Lesern anbietet.

Im Labor
Der Kampf gegen das Coronavirus wird nicht nur in den Labors geführt, sondern auch bei den Softwarefirmen, die neue digitale Lösungen entwickeln. Foto: Ma Ping/XinHua/dpa

Die Nacht war kurz für James Daniell. Als alles um ihn herum schlief, fing der 36-jährige Australier an, Daten im Netz zu sammeln. Kurz vor drei Uhr war dann die Grafik der aktuellen Coronavirus-Ausbreitung im Südwesten fertig.

Daniell ist Geschäftsführer des Start-ups Risklayer, dessen Karte die BNN exklusiv ihren Lesern anbietet. „Meine Kollegen und ich brauchen nicht viel Schlaf“, sagt lachend der Geophysiker aus Adelaide in Australien, der seit zehn Jahren in Karlsruhe lebt. „Es gibt jetzt ohnehin Wichtigeres zu tun als im Bett zu liegen. Mit unserem Corona-Tracking möchten wir der Verbreitung von Fake News um die Pandemie entgegenwirken und möglichst vielen Entscheidungsträgern helfen, die Lage besser einzuschätzen“.

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INF_Corona_Suedwesten Foto: None

Karlsruher Start-up beriet die Weltbank

Daniell lehrt am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Geophysik und Risikomodellierung. Seit der Gründung von Risklayer 2015 hat sein siebenköpfiges multinationales Team die Weltbank beraten, Weinbauern weltweit über Wetter-Risiken informiert und Stadtplanern geholfen, die urbane Infrastruktur krisensicherer zu machen. „Als es mit Corona losging, mangelte es einer übersichtlichen Darstellung der Verbreitung auf subnationalem Niveau – darum haben wir das Tracking gestartet“, erzählt Daniell.

Nach seiner Darstellung nutzt Risklayer insgesamt etwa 5.000 Internet-Quellen, darunter Webseiten von Landkreisen, Ministerien, Bundesländern und vom Robert-Koch-Institut (RKI), die teils automatisch und teils von Hand ausgelesen werden. „Das geht mittlerweile ziemlich schnell. Wir prüfen noch, ob die Zahlen stimmen“, erzählt Daniell. Aktualisierte Karten verbreitet Risklayer via Twitter.

Corona-Tracking wird kostenlos angeboten

Das Start-up verdient mit dem Corona-Tracking nach eigenen Angaben kein Geld und hofft darauf, sich später einmal mit Risikoanalysen für Betreiber von großen Hotelketten finanzieren zu können.

Einen anderen Ansatz im Kampf gegen das Coronavirus verfolgt die Softwarefirma Ubilabs aus Hannover: Sie arbeitet an einer App, die das individuelle Infektionsrisiko von Nutzern ermitteln soll. „Geohealth“ nutzt die Standortfunktion von Smartphones: Anhand der Aufenthaltsorte ihrer Besitzer innerhalb der letzten 14 Tage wird ermittelt, ob sie vielleicht Kontakt mit Infizierten hatten.

"Geohealth" zeigt Infektionsrisiko an

Eine interaktive Karte zeigt dann Gebiete mit hohen Infektionsraten, die vom Nutzer gemieden werden können. Wer an Coronavirus erkrankt, kann dies ebenfalls angeben – wobei die Daten laut Ubilabs nicht personenbezogen und somit anonym erhoben werden. „Die Datenschützer haben keine Einwände gegen die App, zumal die Genauigkeit der Karten 200 bis 500 Meter betragen soll“, erzählt Maxim Gleser im Gespräch mit den BNN.

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Die App Geohealth soll in der kommenden Woche zum Download angeboten werden und das Infektionsrisiko der Nutzer mindern. Foto: None

Der Erfinder von „Geohealth“ will seine App voraussichtlich ab dem Ende der kommenden Woche für iPhones wie Android-Handys zum Download anbieten, völlig kostenlos. „Ich will tun, was ich kann, um der Gesellschaft in dieser schwierigen Situation zu helfen“, sagt 25-jährige Ukrainer, der seit zehn Jahren in Deutschland lebt.

Gleser hofft darauf, dass möglichst viele Nutzer ihre Standortdaten freigeben, um die App effizienter zu machen: „Darum werden wir die Menschen bitten, Daten zu spenden“. Die Entwicklung von Geohealth wird zurzeit durch eine Crowdfunding-Kampagne unterstützt .

Wie wir über die Auswirkungen des Coronavirus berichten

Auf bnn.de berichten wir zurzeit verstärkt über die wichtigsten Entwicklungen rund um Corona in der Region rund um Karlsruhe, Bretten, Pforzheim, Rastatt und Bühl. Jeden Tag schränken Kliniken die Besuchszeiten ein, Schulen schließen, Firmen schicken Mitarbeiter nach Hause. Es ist selbst für unsere Redaktion zeitweise schwierig, den Überblick zu behalten. Deshalb filtern wir für unsere Leser aus der Flut an Informationen, welche der vielen Corona-Meldungen wichtig sind – unter anderem in dieser Übersicht .

Alle Informationen prüfen wir, um keine Falschinformationen zu verbreiten. Viele Menschen, auch in unserer Redaktion, machen sich ohnehin Sorgen. Wir möchten sie informieren und nicht verunsichern.

Zwei unserer Kollegen befassen sich ausschließlich mit dem Thema Corona – als unsere internen Experten. Viele weitere BNN-Redakteure recherchieren täglich zu den Auswirkungen von Covid-19 in den Städten und Gemeinden der Region. Unsere Autoren sprechen mit Entscheidern in den Landratsämtern, Krankenhäusern und in Firmen. Gleichzeitig telefonieren sie (Betroffene treffen wir derzeit nicht persönlich) mit Menschen, die Cafés schließen, Veranstaltungen absagen oder zu Hause bleiben müssen.

So möchten wir dazu beitragen, dass Menschen in der Region sich auf dem aktuellsten Stand halten können, um die richtigen Entscheidungen für ihren Alltag und ihre Gesundheit zu treffen.

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